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Zur alten Säge
Am 6. März 1836, vor 185 Jahren, wur- Nach Beseitigung der Schifffahrtshinder- tungen, bevor 1802 das 1. Schützenhaus
de die „Sächsisch-Böhmische Dampf- nisse fuhren die Elbdampfer dann bis Bad gebaut wurde.
schiffahrtgesellschaft“ gegründet. Das Schandau.
erste Personendampfschiff „Königin Ma- Eine Dampferanlegestelle erhielt Stadt 1866, vor 155 Jahren, wurde in Stadt
ria“ fuhr im ersten Jahr des Bestehens nur Wehlen erst 1843 und Pötzscha fast Wehlen ein „Pfeifenclub“ gegründet, der
von Dresden bis Rathen. 100 Jahre später (1929) nach Gründung allerdings nur bis 1868 existierte.
der Gesellschaft. Als Wartehalle für die
Wolfgang Thomas
Schiffsanlegestelle diente das ehema-
lige Gebäude des Sidonien Bades aus
Dresden, welches viele Jahre vorher
hierher umgesetzt wurde. Das heutige
Dampfschiffhotel ging aus diesem Ge-
bäude hervor und auch der Schützenver-
ein Stadt Wehlen nutzte es für Veranstal-
Über die Bebauung
und das Tatsache, dass es noch keinen regulären den Fenster- und Türgewänden einen
Profilbesatz. Meistens gab es auf den
Regierungssitz in Dresden gab, denn die-
Verteidigungssystem ser war unter Heinrich dem Erlauchten Kernburgen nur einen beheizten Raum,
gerade erst im Bau. der dem Burgherren vorbehalten war.
der Burg Wylin im
Die Burg war zweckmäßig eingerichtet Verteidigungsanlagen:
Mittelalter und verfügte über eine obere und untere Die typische Spornburg ist auf dem äu-
Vorburg sowie eine Kernburg ßersten Bergsporn des Steinrückenaus-
läufers platziert, sodass die Burg allein
Die Zeiten als die Burg Wehlen noch eine Obere Vorburg: aus diesem Grund vor Angreifern an drei
Grenzburg war, können wir nur aus der Hier befanden sich die Wirtschafts- und Seiten geschützt war. Der Teil des Berg-
gesamten deutschen Geschichte rekon- Personalgebäude (meist für Leibeige- sporn, worauf die Burg stand, wurde
struieren. Bislang wurden noch keine Re- ne), das Brunnenhaus (die Brauerei auf durch einen künstlich hergestellten Gra-
likte zu diesen Geschehnissen gefunden. der Burg ist seit Ende des 14. Jahrhun- ben in das Felsgestein vom weiter öst-
Die Aufbauten einer Grenzburg waren derts nachgewiesen), Stallungen und lich verlaufenden Bergsporn abgetrennt,
im 10. Jhd. überwiegend aus Holz, denn ein Raum für Gerätschaften. Die Räume woraus eine Art Insel entstand. Die Burg
Steine nutze man nicht oder ganz wenig der Leibeigenen waren nicht oder ganz erhielt ringsherum eine hohe dicke Mau-
im Burgenbau. Der Burgenbau aus Stein selten beheizbar. Daher mussten sie die er aus Sandstein, um Mensch, Tier und
begann erst im 11./12. Jahrhundert. Au- Restwärme von den darunter liegenden Gebäude zusätzlich vor herumfliegen-
ßerdem hatte eine Grenzburg eine we- Stallungen nutzen. den Pfeilen (später Kugeln) zu schützen.
sentlich primitivere Ausstattung. Auf je- Die über den Graben führende Brücke
den Fall sah die Burg anfangs erheblich Untere Vorburg: (mit Zugbrücke) war östlich ebenfalls mit
anders aus, als ab Mitte des 13. Jahrhun- Von der unteren Vorburg aus gelangte einer dicken Mauer versehen. Diese stand
derts. Die erste urkundliche Erwähnung man, über einen Eingang an der Südseite etwa in Höhe der heutigen Kastanie am
der Burg Wehlen fällt mitten in die Zeit des Burgberges an den Trinkwasserbrun- ehem. Wasserhäuschen. Schließlich ver-
des aufstrebenden Burgenbaus im Her- nen. Der Brunnen war eine der wichtig- sperrte ein massiv stabiles Tor den Weg
zogtum Sachsen. Unsere Burg wurde sten Voraussetzungen für eine gut funk- zur Brücke und ein weiteres Tor daneben
im Baustil der Romanik zwischen dem tionierende Burg. sicherte den Weg zum Wehrturm (Trom-
11. und 13. Jahrhundert errichtet. mel) und Burggraben (siehe Lageplan).
Wenden wir uns also dem Burggesche- Kernburg:
Wolfgang Thomas
hen ab Mitte des 13. Jahrhunderts zu. Die Kernburg umfasste
Alter Basteiweg Æ
Aus gesicherten Quellen wissen wir, dass alle Baulichkeiten, welche
die Burg mindestens seitdem als Wohn- unmittelbar dem Burg-
burg diente und der Burgherr kein Ge- herren dienten, wie z. B. Treppenaufgang Nord
gebaut 1907
ringerer war als der Landesherr selbst. Aufenthalts- und Schlaf- Denkmal bis 1968 Aussichtsturm bis 1968 ehemaliger
Wehrturm
Markgraf Heinrich der Erlauchte brauchte räume, Kemenate (ein be- ehemaliger STANDORT Zugbrücke Ë Im Mittelalter der
Wohnturm
einzige Zugang
diese Burg sicherlich nicht nur zum Zwe- heizbarer Raum), Küche,
cke seiner Jagdleidenschaft, wie oft ge- Räume für den Kammer- Reste der alte Treppe
Schlosskapelle
schrieben wird. Denn er musste oftmals herren und Burgvoigt,
seinen gegenwärtigen Aufenthaltsort Schlafräume für Bedien-
Treppenaufgang Süd
gebaut 1902
auch zur Durchführung von Regierungs- stete und Gäste, Waffenla-
Grundriß der mittelalterlichen Burg Wylyn,
geschäften nutzen. Das beweisen einer- ger u. s. w. erste urkundliche Erwähnung am 05. Dezember 1269
seits, die hier auf Wehlen ausgestellten Besondere Räume in der 1. Burgherr: Markgraf „Heinrich der Erlauchte“,
Letzter Burgherr: Die Herren von Schönburg
zahlreichen Urkunden. Andererseits die Schlosskapelle hatten an ELBE