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Zur alten Säge

       Große und Kleine                     1896 wurde das erste Mal ein Knaben-   1901 wurde die FFw Stadt  Wehlen ge-
                                            kinderchor in Stadt Wehlen erwähnt.
                                                                                gründet.
       Jubiläen in und um                   Am 30. Januar 1896 hatte der Schiffer-  Im Jahr 1921, zum 20-jährigen Beste-
       Stadt Wehlen                         verein  Stadt Wehlen  eine  Fahnenweihe.   hen,  konnte  Bürgermeister  Hennig
                                            Anlässlich der 400-Jahrfeier, der Zuge-
                                                                                6 Gründungsmitglieder, die Kameraden
                                            hörigkeit Pirnas zum Haus Wettin, erhielt   E. Rothe, R. Kretzschmar, O. Hanisch, R.
                                            der  Schifferverein  Stadt  Wehlen  eine        Gröger, O. Casper und P. Lätsch, alles
       1876 wurde die erste Lehrerin, Frau Walt-  Ehrenplakette an seine Fahne geheftet.  ehem.  Wehlener Einwohner, auszeich-
       her, als Handarbeitslehrerin in der Wehle-                               nen.
       ner Schule angestellt. Damit wurde 1876   Um  1896 kaufte der Gastwirt Knüppel
       das erste Mal das Unterrichtsfach „Hand-  das Haus des Schiffers Schlenkrich und   1906 erschien eine Zusammenstellung
       arbeit“ an der  Wehlener Schule einge-  ließ  das  Gasthaus „Elbterrasse“  umbau-  über alle in der Amtshauptmannschaft
       führt.                               en. In dieser Gestalt existierte es bis ca.   Pirna tätigen Militärvereine.
                                            2000. Der Saal (das spätere Kino) wurde   Dieser Zusammenstellung entnehmen
       1881 wurde durch den damaligen Be-   zwischen  1899  und  1900  vom  Restau-              wir,  dass  Stadt  Wehlen  zu  dieser  Zeit
       sitzer des Restaurants „Deutsches Reich“   rateur Boden angebaut. Die dreier  Tei-  zwei  Militärvereine  besaß,  das  war  der:
       ein umfangreicher Erweiterungsbau vor-  lung des Gesamtgebäudes ist noch heu-  „1. Militärverein Stadt Wehlen“, Vors. Herr
       genommen.  Es  entstanden  unter  ande-  te gut zu erkennen. Heute sehen wir nur   Künzelmann und der Militärverein „Saxo-
       ren die beiden markanten Türmchen auf   noch das Haupthaus in der Mitte sowie   nia“, Vors. Herr Röhringer.
       der Elbseite des Gebäudes.           Gebäudemauerreste links. Der Saal wur-  Unser heutiger Ortsteil Dorf Wehlen hat-
                                            de abgerissen.                      te ebenfalls einen Militärverein, Vors. Herr
                                                                                Schöne,  mit  einer  beachtlichen  Mitglie-
                                                                                derzahl von insgesamt 61 Mitgliedern.

                                                                                                      Wolfgang Thomas


       Das castrum wylin                    Böhmische König erfuhr, befahl er sofort

       unter Belagerung                     (nach drei Monaten) die Burg  Wehlen
                                            noch einmal zu berennen. Aber auch die-
                                            se Aktion war vergeblich.
       Unsere Burg hat zu Burgherrschaftszeiten
       gewiss nicht nur  „friedliche“ Herrscher   1460 war die dritte Belagerung. Ihr war
       gesehen. Es sind aus den Überlieferun-  allerdings ein etwas derberes Ereignis
       gen zwei überaus rauflustige Gesellen   vorausgegangen. Hans von Clumen, der
       bekannt und so ist es nicht verwunder-  wohl Rauflustigste unter den bisherigen
       lich, dass gerade zu deren Herrschafts-  Burgherren, gab den Anlass für die Be-
       zeiten auch die zwei (drei) bekannten Be-  lagerung. Um seinen Schwager Fritsche
       lagerungen unserer Burg stattgefunden   von  Karras,  der  das  Dorf  Heidenau  ge-
       haben. Da die Burg Wehlen im Mittelalter   kauft hatte, der  Verkäufer jedoch nicht
       als uneinnehmbar galt, sollen diese bei-  die  Kaufbedingungen  einhielt  und  des-  Rosemann herauszugeben, ansonsten
       den Geschichten erzählt werden.      halb mit Nicol von Rechenberg in Streit   mussten die Heidenauer unverrichteter
       Die erste und (zweite) Belagerung fand   geriet,  zu  unterstützen,  zog  Clumen   Dinge wieder abziehen. Parallel dazu fäll-
       zur Herrschaftszeit Jone von Köckritz im   kurzerhand elbabwärts und überfiel das   te aber 1461 das Gericht unterm Roten
       März und (Juni) 1419 statt.          Dorf Heidenau. Während der Händeleien   Turm  in  Meißen  ein  Urteil  wegen  dem
       Was war geschehen?                   erschlugen die Wehlener Raufbolde den   Überfall. Clumen wurde zum Tode verur-
                                            reichen  Bürger  Rosemann,  seine  Frau   teilt. Das Urteil wurde aber nie vollstreckt,
       Jone von Köckritz hatte mit einem  Teil   und die Tochter, der Sohn Nickel Rose-  da der gerissene Fuchs es verstand den
       seines Heeres den Stadtschreiber von   mann wurde schwer verletzt und mit auf   Kurfürsten durch geschickte Verhandlun-
       Görlitz überfallen als dieser nach einer   die Burg Wehlen geschleppt. Bei dem ge-  gen und Kaufangebote um den Finger
       Versammlung von Bischofswerda nach   raubten Gut handelte es sich um größere   zu wickeln. Jedenfalls hatte es Clumen
       Hause ritt. Die Stadt Görlitz war Mitglied   Mengen Geld, sowie eine größere Anzahl   geschafft, dass er bereits 1464 mit dem
       im  Oberlausitzer „Sechs-Städte-Bund“,   wirtschafts/haushalts Geräte.   Kurfürsten völlig ausgesöhnt war. In die-
       darin waren die Städte Kamenz, Bautzen,                                  sem Jahr erhielt er nämlich vom Kurfür-
       Löbau, Zittau, Görlitz und Lauban verei-  Verwandte des Rosemann klagten beim   sten die Beleihungsurkunde, für die Burg
       nigt.  Ein  eilig  zusammengestelltes  Heer   Ritterding unterm Roten  Turm in Mei-  Wehlen, die ihm bisher versagt wurde.
       dieser sechs Städte ritt vor die Pforte   ßen um gerechte Strafe für die  Toten
       der Burg Wehlen und wollte Vergeltung   und um Herausgabe des Raubgutes. Der   1470  verkaufte  Clumen  die Herrschaft
       für den Überfall auf den Stadtschreiber   Landvogt zu Meißen schickte sofort eine   Wehlen an Nickel von Köckritz und ging
       üben. Jedoch war, wie schon gesagt, kei-  Mannschaft nach  Wehlen um die Her-  außer Landes (Brandenburg).
       ne Chance die Burg einzunehmen und   ausgabe zu untermauern, jedoch auch
       so zog das Heer nach einigen Tagen un-  diesmal vergebens. Clumen ließ sich                    Wolfgang Thomas
       verrichteter Dinge wieder ab. Als dies der   aber dazu zu bewegen, den verletzten
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